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Die Ärzteschaft Bad Mergentheim

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Aktuelles aus der Ärzteschaft

Zum Leserbrief „Lieber in Winterthur und Zürich“ (FN vom 6.12.2017)

Zweifelsohne befinden wir uns in einer Zwickmühle: erneut hat eine hausärztliche Praxis ihre Pforten geschlossen und trotz mehrjähriger Suche keinen Nachfolger finden können. Vor diesem Hintergrund ist die Ursachensuche freilich eminent wichtig. Der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) – nur für diese kann ich hier sprechen – die Rolle eines Sündenbocks zuzusprechen ist aber eine sehr einseitige, fast populistische Sichtweise.

Die „Generation Y“, hat andere Vorstellungen vom Arztberuf als ihre Vorgänger. Hoch im Kurs steht hier die „Work-Life-Balance“. Junge Kollegen möchten medizinische Verantwortung übernehmen, scheuen aber die scheinbar unsicheren Fahrwasser des unternehmerischen Risikos, durch die eine Arztpraxis gesteuert werden muss. Angestellte wollen bezahlt, Gesetze beachtet und der Cash-Flow im Auge behalten werden. Weiter sind heute zwei Drittel der Medizinstudierenden weiblich – mit eigener Einzelpraxis ist es nahezu unmöglich, ein Kind zu bekommen und gleichzeitig das „Unternehmen“ am Laufen zu halten.

Auch aus fachlichen Gründen fügen sich Nachwuchsärzte lieber in Gemeinschaftspraxen ein. Hier können Fälle diskutiert und eigene Überzeugung auf den Prüfstand gestellt werden – der Arzt sieht sich nicht mehr als unfehlbar und ist im Rahmen der evidenzbasierten Medizin auch immer wieder bereit, seine therapeutischen oder diagnostischen Gewohnheiten bei Veröffentlichung neuerer Daten umzustoßen. Als noch „jüngerer“ Hausarzt merke ich an, dass uns ein Großteil der im Leserbrief angeprangerten „Verordnungsregeln“ für Medikamente eher wenig schocken. In aller Regel liegen ihnen Studiendaten zugrunde, die eine Einschränkung mit Sinn belegen und dazu beitragen, Patienten vor unnötigen und potenziell schädigenden Maßnahmen zu schützen. Beispielhaft sei hier die Verordnungsfähigkeit der Cholesterinsenker nur bei deutlich erhöhtem Herz-Kreislaufrisiko erwähnt. Dass Privatversicherungen solche Leistungen übernehmen kann also mitnichten nur als Vorteil betrachtet werden.

Bis zum heutigen Tag musste ich keinem „Kassenpatienten“ eine nach medizinischem Wissensstand notwendige Maßnahme oder Medikation aus wirtschaftlichen Gründen vorenthalten.

Durch die KV „unter Druck gesetzt“ sehe ich mich nicht: Seit 2014 wird in BW bei Hausärzten gänzlich auf die erwähnte fallzahlabhängige Abstaffelung (= Honorarkürzung) sowie auf Fallzahlzuwachsbegrenzungen verzichtet: kein Hausarzt wird hier „bestraft“, wenn er mehr Patienten behandelt muss. Weiter wurde bis dato die Zahl der Nachforderungen (Regresse) im Arzneimittelbereich soweit gedrückt, dass die Nulllinie in unserem Bundesland fast erreicht ist. Für eine Steigerung der Attraktivität der Niederlassung „auf dem Land“ konnte durch die Notfalldienstreform erreicht werden, dass ein Weikersheimer Hausarzt nicht mehr 20-30 Bereitschaftsdienste jährlich, sondern allenfalls noch ein Drittel davon ableisten muss.

Die Zukunft wird in Zusammenschau sicher größeren Gemeinschaftspraxen gehören, in denen „die Last auf mehreren Schultern“ verteilt werden kann. In solchen Praxen sind dann auch angestellte Ärzte in Teilzeittätigkeit denkbar. 

Wenn wir möchten, dass mehr junge Ärzte den Weg in die Niederlassung finde müssen wir aber in erster Linie an unserem Image arbeiten. Wir müssen aktiv als Weiterbildungspraxen junge Ärzte für die Sache begeistern, Studenten im Rahmen der akademischen Ausbildung schon früh in unsere Wirkungsstätten bringen. Wir dürfen – nein wir sollen – aber dem Nachwuchs auch darstellen wo die organisatorischen Vorteile der Niederlassung bestehen: welcher andere Selbständige kann sich schon auf ein weitgehend geregeltes und marktunabhängiges Einkommen verlassen? Wo sonst kann man so frei über seine eigenen Arbeitszeiten entscheiden? Wo sonst bekommt man ein direktes Feedback und echte Wertschätzung von seinen „Kunden“?

Klar ist: der niedergelassene Arzt muss sich den vertragsärztlichen Regeln unterwerfen, bekommt aber dafür die Garantie einer stetigen „Versorgung mit Kunden“ und damit einen stetigen Umsatzfluss. Wer Nachwuchs generieren will muss den Jungmedizinern auch zeigen, wie großartig und erfüllend der, zumindest für mich, „schönste Beruf der Welt“ ist. Jammern und Resignieren schreckt jedenfalls noch Unentschlossene eher ab und hilft Niemandem!

 

Dr. Carsten Köber
Mitglied des Vorstandes der Ärzteschaft Bad Mergentheim
Hausarzt in Bad Mergentheim

3. Aktionstag zur Woche der Wiederbelebung am 23.9.2017 auf dem Mergentheimer Marktplatz

Reanimation zum Anfassen auf dem Bad Mergentheimer Marktplatz

Seit auf Bahnhöfen und in öffentlichen Gebäuden vor einigen Jahren damit begonnen wurde, Notfalldefibrillatoren für die Laienanwendung zu platzieren, ist der plötzliche Herzstillstand wieder etwas mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Der sogenannte „plötzliche Herztod“ ist mit rund 100000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in unserem Land. Da ursächlich in einer solchen Situation die Herzpumpfunktion verloren geht, wird neben den anderen Organen vor allem das Gehirn nicht mehr durchblutet. Schon nach nur 4-6 Minuten ohne Versorgung mit sauerstoffreichem Blut treten nicht reparable Hirnschädigungen auf.

Damit es nicht soweit kommt, muss die Pumpfunktion des Herzens durch eine Herzdruckmassage rasch wiederhergestellt werden. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn von Freunden, Angehörigen, Arbeitskollegen oder zufällig anwesenden Passanten sofort mit der Wiederbelebung begonnen wird. Dabei gilt der Grundsatz „Zeit ist Leben“: pro Minute, die bis zum Beginn der Maßnahmen verstreicht, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um ca. 10%. Wenn innerhalb der ersten fünf Minuten kein Beginn der Wiederbelebung erfolgt, ist ein Überleben unwahrscheinlich.

Gerade in unserer Region als Flächenlandkreis ist Zeit ein kritischer Faktor: Selbst nach sofortiger Alarmierung brauchen Notarzt und Rettungsdienst außerhalb der Kernstadt meist deutlich länger zur Anfahrt als dieses enge Zeitfenster vorgibt. Leider sei es eher die Ausnahme, dass bei ihrem Eintreffen bereits eine Laienreanimation stattfinde, wissen ortsansässige Notärzte immer wieder zu berichten. Diese Beobachtung passt zu den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Arbeit aus dem Jahr 2012, nach denen hierzulande nur in etwa 15% der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird (zum Vergleich liegen Norwegen und Schweden bei etwa 60%).

Um die Berührungsängste der Bevölkerung als erstes Glied der Rettungskette zu verringern und das Wissen um Laienreanimationsmaßnahmen zu verbessern, findet im Rahmen der „Woche der Wiederbelebung“ nunmehr zum dritten Mal am Samstag, den 23.9.2017 ab 10:00 Uhr auf dem Marktplatz ein Aktionstag „Ein Leben retten – 100 pro Reanimation“ statt. Mitglieder aus Bereitschaften des DRK-Kreisverbandes Bad Mergentheim stellen diese Veranstaltung zusammen mit der Bad Mergentheimer Notarztgruppe auf die Beine. Einmal mehr sollen Jung und Alt an Reanimationspuppen geschult werden, Berührungsängste abgebaut werden. Gerade solche praktischen Trainingsmaßnahmen können die Erfolgsaussichten einer Wiederbelebung verbessern: eine optimale Laienreanimation kann die Überlebensrate verdoppeln bis verdreifachen. Jede/r kann helfen!